Zur Rubrik: Verbraucher
Datum: 23.05.2016

Verwirrspiel oder Einkaufshilfe?

Lebensmittel mit Regionalangaben

Marktcheck der Verbraucherzentralen deckt Mängel auf

 

Für viele Verbraucherinnen und Verbrauchern ist die regionale Herkunft eines Produktes ein wichtiges Entscheidungskriterium beim Lebensmittelkauf, das zeigen unter anderem die Anfragen im Forum Marktplatz Ernährung.

 

Vor diesem Hintergrund führten die Verbraucherzentralen einen Marktcheck durch, um zu prüfen, ob regionale Angaben eine echte Einkaufshilfe oder eher Verwirrspiel sind. „Der Check erbrachte zwei Hauptergebnisse: Erstens erfolgt Regionalwerbung oft unspezifisch und ist im schlimmsten Fall irreführend. Zweitens bietet das blau-weiße „Regionalfenster" auf der Verpackung eine gute Orientierung beim Einkauf", fasst Dr. Birgit Brendel von der Verbraucherzentrale Sachsen zusammen. Bundesweit hatten die Verbraucherzentralen stichprobenartig 121 Produkte in Supermärkten, Discountern und Bioläden unter die Lupe genommen, davon 63 mit Regionalfenster und 58 mit sonstiger Regionalwerbung.

 

Das Regionalfenster ist eine freiwillige Kennzeichnung, die Auskunft über Region, Ort der Verarbeitung, Anteil der verwendeten regionalen Zutaten sowie die Kontrollstelle gibt. Ein genauer Blick aufs Etikett ist dennoch nötig, denn Produkte mit Regionalfenster werden deutschlandweit vermarktet. Der Anteil regionaler Zutaten bei Mischprodukten, wie beispielsweise Wurstwaren, liegt bei mindestens 51 Prozent.

 

„Das Beste von hier" oder „Gutes aus der Heimat" sind typische Beispiele für Regionalwerbung auf Produkten, Flyern oder am Regal. Solche Hinweise sind unspezifisch und häufig nicht nachvollziehbar. So fanden die Experten der Verbraucherzentralen beispielsweise Wurst mit der Angabe „aus maximal 30 Kilometer Umkreis", die aber in einem 130 Kilometer vom Einkaufsort entferntem Fleischverarbeitungswerk hergestellt wurde. Woher die Rohstoffe für die Wurst kamen, blieb gänzlich verborgen.

 

Aus Sicht der Verbraucherzentralen reichen die bisherigen gesetzlichen Regelungen nicht aus, um einen transparenten Einkauf regionaler Produkte zu ermöglichen und Verbraucherinnen und Verbraucher vor irreführender Werbung zu schützen. Das Regionalfenster ist ein Schritt in die richtige Richtung. „Anbieter und Lebensmittelhandel müssen falsche, nicht überprüfbare und unklare Regionalangaben ohne nachvollziehbare Kriterien unbedingt unterlassen", so die Lebensmittelexpertin. „Bessere gesetzliche Vorgaben auf europäischer und nationaler Ebene, neutrale Kontrollen und Sanktionen sind erforderlich, um der unseriösen Werbeflut einen Riegel vorzuschieben." Gerade diesem stehen aber die gegenwärtigen gesetzlichen Rahmenbedingungen entgegen.